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1784 benötigte die Niederländische Ostindien-Kompanie (oder auf niederländisch Vereenigde Oostindische Compagnie - VOC) dringend eine Verstärkung ihrer
Truppen am Kap der Guten Hoffnung, um die Kolonie vor erwarteten Angriffen der Britischen Flotte zu schützen. Man startete Verhandlungen mit dem württembergischen
Herzog Karl Eugen, der schon Erfahrung im Soldatenhandel hatte und mal wieder dringend Geld benötigte. Nach längeren Verhandlungen wurde man sich einig, dass die
Württemberger den Holländern zwei Bataillone zu je 5 Kompanien mit 175 Mann pro Kompanie, plus 20 Offiziere pro Bataillon, also ein Regiment von 1790 Mann,
zur Verfügung stellen sollten.
Die Soldaten wurden in Württemberg und den umliegenden Ländern und Reichsstädten angeworben. Das Mindestalter betrug 17 Jahre. Der Herzog sollte
bei Ablieferung des Regiments einen Betrag von 300 000 Gulden bekommen, plus 72 000 Gulden für den Transport nach Vlissingen. Zusätzlich sollte er pro
Jahr Subsidiengelder von 65 000 Gulden bekommen. Dafür sollte er für Ersatz sorgen, wenn Soldaten dessertierten oder starben. Währen das Regiment sich noch in
Europa aufhielt, waren Dessertierungen ein großes Problem. Vor allem auf dem Weg von Ludwigsburg in Württemberg bis nach Vlissingen in den Niederlanden, der
durch Baden und Frankreich führte, wurden viele Soldaten von der Bevölkerung dazu ermuntert das Regiment zu verlassen. Das erste Bataillon hatte Ludwigsburg
mit 950 Mann verlassen, aber es kamen nur 891 in Vlissingen an (inklusive 30 unterwegs Neuangeworbene, die keine vollständige Uniform hatten). Auf dem
Transport ans Kap und in den darauffolgenden Monaten starben viele Soldaten, für die der Herzog aus Deutschland Ersatz schicken musste.
Die VOC hatte den Soldaten einen Sold von 9 Gulden im Monat versprochen. Durch verschiedene Tricks im Vertrag zwischen der VOC und Württemberg, und
unerwarteten Zusatzkosten, wie neuen Uniformen, Nahrung, Unterhalt, Medizin usw., wurden die meisten Soldaten gezwungen Schulden aufzunehmen, aus denen viele nie
wieder herauskamen. Auch wurde ihnen die Heimreise fast unmöglich gemacht, sodass sich fast alle nach abgelaufenen 5 Jahren wieder der VOC verpflichteten. Sie
waren effektiv gezwungen, der VOC bis an ihr Lebensende zu dienen.
Das erste Bataillon verließ Europa im Sommer 1787 auf 5 Schiffen (siehe Tabelle) und das zweite Bataillon Ende 1787 auf 4 Schiffen. Die Passagierlisten
sind im Niederländischen Nationaal-Archief zugänglich und sind hier einzelnd angegeben. Die meisten
Schiffe schafften die Fahrt nach Südafrika in 4 bis 5 Monaten. Am längsten benötigte die Rijnoord mit 7 Monaten. Auf diesem Schiff erkrankten fast alle
Soldaten an Skorbut und viele starben.
Zusammenfassung der Schiffstransporte des Württemberger Kapregiments ans Kap:
Die Württemberger fassten im Kap relativ schnell Fuß, fanden dort aber keine bedeutende Aufgabe. 1791 wurden sie vom VOC nach Indonesien und Indien weitergeschickt, wo
an verschiedenen Orten Unruhen ausgebrochen waren. Das gesamte Regiment wurde versetzt und es wurde den Soldaten nicht die Wahl gegeben, ob sie am Kap bleiben wollten.
Einige Soldaten hatten inzwischen Familien gegründet und mussten diese am Kap zurück lassen. Eine ganz kleine Anzahl Regimentsangehörige hat es geschafft in Kapstadt
zu bleiben (siehe Liste unten) und eine weitere kleine Zahl, meist Offiziere, schafften eine Rückkehr nach Deutschland. Der Großteil der Regimentssoldaten wurde nach
Java, Borneo, Ceylon usw. versetzt und fast alle sind binnen weniger Jahre - vor allem an Krankheiten wie Malaria - verstorben. 1807 hatte das Regiment nur noch 229
Mitglieder und wurde 1808 endgültig aufgelöst.
In Kapstadt geblieben sind:
Die Information auf dieser Seite kommt teilweise aus dem Buch "Das Württembergische Kapregiment 1786-1808" von Johannes Prinz, erschienen im Verlag von Strecker und Schröder, Stuttgart, 1932.
Die Tabelle stammt teilweise aus "Briefe des Herrn von Wurm und des Herrn Baron von Wollzogen auf ihren
Reisen nach Afrika und Ostindien in den Jahren 1774 bis 1792, Gotha 1794" auf der Seite des Kapregiments auf
Wikipedia. Ich habe sie etwas verändert und zusätzliche Information aus dem Buch von Johannes Prinz und den Passagierlisten eingearbeitet.
*Die erste Zahl entspricht der Anzahl auf der Passagierliste der VOC, die zweite Zahl in Klammern stammt von der Aufzählung des Lt. von Wollzogen (siehe unten).
Schiff Offiziere Zahl an Bord* Datum eingeschifft Abfahrtsdatum Unterwegs gestorben Ankunftsdatum Zahl der Kranken Gestorben Josephus II Capt. Beuelen, Capt. Auditor Steeb, Pet. v. Steten sen., Sec. Lieut. Gaup, jun., La Lance Juffrouw Johanna Cap. v. Uttenhoven, Pr.Lt. v. Ostheim, v. Horn, Gaup sen., Sec. Lieut. Dollfus, Fähndr. Schaible, Feldprediger Spoenlin De Drie Gebroeders Obrist v. Hügel, Capt. v. Ostheim, v. Hügel, v. Mylius, Reg. Quartiermeister Binder, Lieut. v. Hiller, Doctor Liesching Fortuin Major Stackmann, Capt. v. Diez, v. Winckelmann, v. Stockhorn jun., Lieut Simanoidiz, v. Reizenstein, v. Oberniz Susanna Capt. v. Bochnen, Lieut. v. Stetten jun., Essich Gatenisse Major v. Jett, Capt. v. Landsee, Hoffmann, Lt. v. Wollzogen, v. Gett, v. Bobenhausen, Heinzmann Geertruida en Petronella Capt. Graf v. Czabelizky, Vellnagel, v. Massenbach, v. Netzen, Lieut. v. Heldrit, Hallwachs, v. Frast, v. Kappold Vrouwe Agatha Obristlieut. v. Franquemont, Capt. v. Dhen, v. Stockhorn, Lieut. v. Franquemont, 1r, 2r, 3r Osiander, Reg. Quartiermeister Stecherwald, Reg. Doctor Pessalt Rijnoord Capt. Schmidgall, Kapff, v. Donopp, Lieut. Hellwag, Koch, v. Maillet, Audit. Koch, Feldprediger Gastbar Gesammt Ankunft bis 11. Mai 1788
Fischer, Friedrich, Soldat
Gussardt, Anton, Soldat
Heß, Heinrich, Soldat
Koehler, Johann Wilhelm, Soldat
Konzelmann, Johannes, Büchsenmacher
Liesching, Dr. Friedrich Ludwig, *12.8.1757 in Weinberg, Arzt
Mayer, Johann Christian, Sergeant
Neher, Johann, Soldat
Petri, Johannes, Soldat
Seck, Peter Joseph, Sergeant
Singer, Thomas, Soldat
Wad, Christoph, Korporal
Weingardt, Christoph, Soldat
Weiß, Friedrich, Soldat